Autoreifen aus dem historischen Fabrikkanal geräumt
Schluchseer Vereine säubern Ufer und Wald
Schwarzwaldverein plant Energiepfad
von Friedbert Zapf
Am frühen Samstagmorgen kommen in der Eisenbreche gut 70 Leute zusammen, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche. Alle sind mit Handschuhen, Müllzangen, Eimern und Müllsäcken ausgerüstet, denn es gilt wieder einmal, die Hinterlassenschaften der Mitbürger wegzuräumen. Ortsvorsteher Christoph Kaiser begrüßt die Mitglieder der Blasiwälder Vereine und des Schwarzwaldvereins Schluchsee.
Nachdem das obligatorische Gruppenfoto geschossen ist, ziehen verschiedene Kleingruppen los, jede Mannschaft kennt ihren Einsatzbereich und die dortigen Müllnester, denn die vom Schwarzwaldverein organisierte Aktion "Müllfreie Wälder - sauberer See" läuft schon seit Jahrzehnten. Inzwischen haben sich auch andere Schluchseer Vereine in Bewegung gesetzt, um in ihren zugeteilten Abschnitten Flaschen, Dosen, Verpackungen, Windeln und Einweggrills wegzuräumen. Die HTG unterstützt die Aktion, und die Gemeinde Schluchsee hat zum Abschlusshock an der Kaisertanne eingeladen.
Uwe Frormmherz, Vorsitzender des Schwarzwaldvereins, hat mit seinen Leuten inzwischen den Parkplatz an der Staumauer erreicht. "Wir werden erstmals die steile Halde hinunter zur Schwarza aufräumen", so Frommherz, "und ich mute euch jetzt viel zu, denn hier wurde der Müll aus den Autos heraus entsorgt". Und er behält recht: Gegen Mittag haben seine 15 Mitstreiter 16 Autoreifen, Bremsscheiben, Säcke voll Hausmüll, Lebensmittelverpackungen, Ölkanister, "Truckertoiletten", Spirituosenflaschen und Farbeimer aus dem Steilhang heraufgeschafft.
Auch im "Ulmenstein-Kanal" lagen Reifen und anderer Müll. Das Kultur- und Industriedenkmal verläuft vom Fuß der Staumauer 600 Meter weit bis zur ehemaligen Holzstoff-Fabrik des Freiherrn Otto von Ulmenstein. Dieser hatte ab 1882 in seinem Betrieb täglich 20 Ster Fichtenholz zu Zelluloseplatten verarbeitet. Die Wasserkraft bezog er über den 1881/1882 gebauten Kanal aus dem alten Schluchsee. Um 1905 nutzte die Spinnerei St. Blasien zusätzlich diese Wasserkraft, installierte einen Generator im Fabrikgebäude und versorgte über eine Leitung die Spinnerei mit elektrischem Strom.
Die Aktion des Schwarzwaldvereins indes hat nicht nur den Steilhang vom Müll befreit, es wurde bei der Arbeit auch die Idee geboren, den "Ulmenstein-Kanal" der Öffentlichkeit über einen Pfad zugänglich zu machen. Dieser "Energiepfad" rund um die Staumauer könnte die historische Wasserkraft thematisieren, aber auch, eventuell in Kooperation mit der Schluchseewerk AG, die moderne regenerative Stromgewinnung.